Replik auf den Gastkommentar von Christian Körner in der NZZ vom 30.08.2023

Waldenburg 31.08.2023

Körner kritisiert in seinem Gastkommentar vom 30. August 2023 in der NZZ den Handel mit CO2-Zertifikaten für ungenutzte Waldflächen als Greenwashing und stellt dabei verschiedene Aspekte des Wald- und Holzmanagements in Frage. Er konstruiert daraus eine scheinbar schlüssige Argumentation, die jedoch verschiedene Betrachtungsebenen durcheinanderwirft und Systemgrenzen missachtet. Wir, der Verein Wald-Klimaschutz Schweiz, der über 6.000 Waldeigentümer in der Schweiz mit rund 12,5% der gesamten Schweizer Waldfläche repräsentiert, möchten auf einige der von ihm angesprochenen Punkte eingehen.

Körner argumentiert, dass die Speicherung von Kohlenstoff in Bäumen ein Geschäftsmodell mit Ablaufdatum sei und die gleichzeitige Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz verhindere. Während es stimmt, dass Bäume nicht ewig wachsen und die Speicherung von Kohlenstoff in der Baumbiomasse zeitlich begrenzt ist, werden dabei zwei wichtige Aspekte übersehen: Bis weit nach 2050 können Wälder einen wesentlichen Beitrag zur Klimabilanz leisten. Die Notwendigkeit negativer Emissionen zur Erreichung des Netto-Null-Ziels bis 2050 ist unbestritten. Um dieses Ziel zu erreichen, reicht es nicht aus, die CO2-Emissionen nur zu reduzieren. Es muss auch aktiv CO2 aus der Atmosphäre entzogen werden. Hier sind die sogenannten „nature-based solutions“ derzeit die einzigen realistischen Methoden. Dies bedeutet, dass wir den Biomassenvorrat im Wald erhöhen und so der Atmosphäre CO2 entziehen müssen.

Körner propagiert in fahrlässiger Weise die Energieholznutzung. Ein von 500 Wissenschaftlern unterzeichneter Aufruf an die EU, USA und andere Regierungen betont, dass die Verbrennung von Holz als Energiequelle sogar mehr CO2 freisetzt als fossile Energieträger und fordert, das Holz stattdessen stofflich zu verwenden. Diese Forderung unterstreicht die Dringlichkeit, von der energetischen Verwendung von Waldholz abzukommen. In der Schweiz wird leider in grossem Stil sägefähiges Holz direkt zur Energieerzeugung verbrannt. Gemäss jüngsten Daten werden etwa 40% des anfallenden Holzes direkt verbrannt – Tendenz steigend! Oft werden zum grossen Schaden der Biodiversität, zum Beispiel, auch ökologisch wertvolle Spechtbäume zu Hackschnitzeln verarbeitet. Der Wald leidet an Nährstoffentzug, wenn ganze Bäume einschliesslich der Zweige und Knospen gehackt werden. Im Mittelland ist das Potenzial an Energieholz grossflächig bereits ausgeschöpft. Inzwischen werden Pellets in grossen Mengen importiert.

Die in unseren Projekten nach einer ISO-Norm generierten Zertifikate für ungenutzte Waldflächen zielen darauf ab, Waldeigentümer für den Verzicht auf Holznutzung zu entschädigen und so beispielsweise die Biodiversität zu fördern und auch CO2 zu binden. Es werden zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen. Der Verkauf von Zertifikaten hilft, den freiwilligen Nutzungsverzicht der Waldeigentümer zumindest teilweise zu kompensieren und fordert, dass die Einnahmen wieder im Wald eingesetzt werden, um diesen fit für eine wärmere Zukunft zu machen. Dies bedeutet in der Regel, im Wald mehr verschiedene zukunftsfähige Baumarten einzubringen, z.B. im Mittelland weg von der Fichte hin zu Eiche und anderen seltenen Baumarten. Denn nur eine nachhaltige und hochwertige Waldpflege garantiert auch für die Zukunft Holzsortimente, welche die Fähigkeit besitzen, langfristig in qualitativ hochstehenden Holzprodukten CO2 zu binden. Ein wichtiges politisches Ziel in der Schweiz ist es, 5% der Waldfläche in Naturwaldreservate zu überführen und damit die Biodiversität zu fördern. Leider ist die Schweiz von diesem Ziel noch weit entfernt. Unsere Projekte unterstützen dieses politische Ziel massgeblich.

Geschäftsstelle des Vereins Wald-Klimaschutz Schweiz