Aktuelles
Wald-Klimaschutz Schweiz
Stellungnahme von Wald-Klimaschutz Schweiz zum Positionspapier des Verbunds Waldbau Schweiz „CO₂-Zertifikate im Schweizer Wald“
Montag, 5. Mai 2025
Wald-Klimaschutz Schweiz (WKSS) begrüsst ausdrücklich die Auseinandersetzung des Verbunds Waldbau Schweiz mit den Qualitätsanforderungen an CO₂-Zertifikate aus Waldprojekten. Die angesprochenen QU.A.L.ITY-Kriterien – Quantifizierung, Zusätzlichkeit, Langfristigkeit und Nachhaltigkeit – sind zentral für die Glaubwürdigkeit jedes glaubhaften Klimaschutzinstruments. Unser Verein arbeitet mit über 40 Projekteignern in der Schweiz zusammen und deckt bereits heute rund 14% der Schweizer Waldfläche ab. Dabei entwickeln und begleiten wir standortangepasste, waldbaulich fundierte Projekte zur zusätzlichen Kohlenstoffspeicherung auf freiwilliger Basis.
Wir nehmen die inhaltliche Kritik des Positionspapiers ernst und möchten im Folgenden auf die zentralen Punkte eingehen – und sie mit dem aktuellen Stand unserer laufenden Methodik-Revision 2025 in Verbindung setzen.
- Quantifizierung
Das Papier fordert nachvollziehbare, realistische und kontrollierbare Berechnungsgrundlagen. Dem stimmen wir zu. Die aktuelle Revision unserer Methodik zielt explizit darauf ab, diese Anforderungen weiter zu stärken:
- Wir führen eine striktere Abgrenzung der Projekt- und Referenzszenarien ein, basierend auf realistischen Bewirtschaftungsannahmen gemäss kantonalen Hiebsätzen, Waldentwicklungszielen und bekannten Managementroutinen.
- Es werden nur tatsächlich beobachtbare Vorratsveränderungen (ex-post) als Grundlage für Emissionsgutschriften herangezogen. Hypothetische Vermeidung von Vorratsabbau wird nicht mehr als alleinige Grundlage verwendet.
Diese Überarbeitung orientiert sich eng an den Empfehlungen der ICROA, den Entwicklungen der EU Carbon Removal Certification Frameworks (CRCF) sowie der Branchenüblichen Methodik-Praxis.
- Zusätzlichkeit
Die Feststellung, dass die Zusätzlichkeit bei schweizerischen Waldprojekten schwer nachzuweisen sei, weil keine Entwaldung drohe, ist nicht falsch – greift aber zu kurz. Unsere Methodik verfolgt nicht den Schutz vor Rodung, sondern fokussiert auf die Erhöhung und Erhaltung des Kohlenstoffvorrats durch angepasste Bewirtschaftung, zum Beispiel durch:
- gezielten Nutzungsverzicht auf Teilflächen (nicht auf bestehenden Reservatsflächen),
- Verlängerung der Umtriebszeiten,
- Entnahme von instabilen Beständen zur Stabilisierung und langfristigen Speicheroptimierung.
Diese Massnahmen werden verbindlich vereinbart und periodisch kontrolliert, wodurch ein klarer Unterschied zur „business-as-usual“-Bewirtschaftung entsteht. Zusätzlichkeit entsteht durch wirtschaftlich nicht ausgelöste Massnahmen, die ohne die CO₂-Einnahmen nicht realisierbar wären. Auch hier stärkt die Methodik-Revision 2025 die Nachweisführung, insbesondere durch standardisierte wirtschaftliche Tests und regionale Baselines.
- Langfristigkeit der Speicherung
Wir anerkennen, dass eine 30-jährige Projektdauer nicht mit einer geologischen Speicherleistung vergleichbar ist. Dennoch bietet unsere neue Methodik tragfähige Antworten auf die Frage nach der Verlässlichkeit und Wirkung über die Projektdauer hinaus:
- Reversibilitätsrisiken wie Sturm, Feuer oder Borkenkäfer werden durch einen Verlustpuffer (Pooling-Mechanismus) abgesichert, der bei unvorhergesehenem CO₂-Verlust greift.
- Es wird ein „Post-Crediting Monitoring“-Ansatz eingeführt, der die Kohlenstoffentwicklung über das Projektende hinaus (mindestens 10 Jahre) beobachtet und dokumentiert.
- Eine freiwillige Verlängerung oder Wiederaufnahme nach Ablauf der Projektdauer wird empfohlen und technisch wie administrativ durch geeignete Instrumente unterstützt.
Wir sehen die nachhaltige Waldbewirtschaftung nicht als ewige Speicherlösung, aber als wichtigen Baustein einer übergangsweise notwendigen, naturbasierten Kohlenstoff-bewirtschaftung, die sofort verfügbar und gesellschaftlich breit akzeptiert ist.
Gleichzeitig appellieren wir an Politik und Industrie, diese Zeit zu nutzen, um langfristig tragfähige, technologiebasierte Negativemissionstechnologien (NET) zu entwickeln und skalierbar zu machen. Wälder können Zeit kaufen – aber sie können das Klimaproblem nicht allein lösen. Ziel muss sein, dass naturbasierte NET künftig sinnvoll mit technischen Lösungen kombiniert werden – auf einem konsistenten, glaubwürdigen Pfad zur Netto-Null.
- Nachhaltigkeit und Nutzungskonflikte
Die pauschale Aussage, wonach eine reduzierte Holznutzung im Widerspruch zur Ressourcenpolitik Holz 2030 stehe, greift aus unserer Sicht zu kurz:
- Unsere Methodik integriert Nutzungsszenarien differenziert, indem Holzeinschläge nur dort reduziert werden, wo ökologische, klimatische oder waldbauliche Gründe dies begründen – etwa in instabilen Beständen, Schutzwäldern oder aus Gründen der Biodiversität.
- Die Holznutzung wird nicht grundsätzlich ausgeschlossen, sondern auf Teilflächen bewusst angepasst – mit dem Ziel, Kohlenstoffspeicherung, Waldpflege und Holznutzung in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen.
Zudem zeigt auch die BAFU-Strategie zur Kreislaufwirtschaft, dass strukturreiche, stabile und ökologisch resiliente Wälder, eine lange stoffliche Nutzung sowie höhere Holz-qualitäten zentrale Beiträge zur Klimastrategie leisten können – nicht nur die Maximierung des Hiebsatzes.
Darüber hinaus ist zentral festzuhalten: Unsere Projekte generieren nicht ausschliesslich Removals (Kohlenstoffbindung durch Vorratsaufbau), sondern auch Avoidance Credits – also Emissionsvermeidung durch frühzeitige Investitionen in die Resilienz und Stabilität der heutigen Waldstrukturen. Diese Investitionen wirken präventiv: Sie sollen verhindern, dass in Zukunft kostenintensive technische Removals erforderlich werden. Nur durch konsequente Pflege, gezielte Pflanzung standortgeeigneter, klimaresilienter Baumarten und Stabilitätsdurchforstungen kann die Speicherleistung des Waldes gesichert und erhöht werden.
Unser Ansatz ist damit nicht statisch, sondern integrativ, dynamisch und langfristig auf den Erhalt und die Anpassungsfähigkeit des Waldes ausgerichtet – im Einklang mit forstlicher Praxis und volkswirtschaftlicher Verantwortung.
Fazit
Wald-Klimaschutz Schweiz arbeitet an einer modernen, wissenschaftsbasierten Methodik, die genau jene Kritikpunkte aufgreift, die der Verbund Waldbau Schweiz anspricht. Wir sehen in der Diskussion eine Chance zur konstruktiven Weiterentwicklung der Schweizer Waldpolitik, in der unterschiedliche Perspektiven nicht als Gegensätze, sondern als komplementäre Strategien verstanden werden sollten.
Wir laden die Autorinnen und Autoren des Positionspapiers ein, mit uns in den Dialog zu treten – insbesondere im Hinblick auf eine gemeinsame Schnittstelle zwischen Waldbewirtschaftung, Klimaschutz und gesellschaftlicher Verantwortung.
Für den Verein Wald-Klimaschutz Schweiz
Mark Hunninghaus und Frank Ehrsam, Co-Präsidenten
Simon Tschendlik, Geschäftsstelle Wald Klimaschutz Schweiz
www.wald-klimaschutz.ch
Hauptstrasse 32, 4437 Waldenburg
Download: Positionspapier CO2 Verbund Waldbau Schweiz
Download: Stellungnahme von WaldKlimaschutz Schweiz zum Positionspapier des Verbunds Waldbau Schweiz
🗞 Aktuell: Entlastungspaket des Bundes gefährdet zentrale Leistungen im Wald
Im Rahmen des geplanten Entlastungspakets plant der Bund einschneidende Kürzungen im Waldgesetz (WaG) – konkret bei den Artikeln 29 und 38a. Davon betroffen sind zentrale Elemente unserer Arbeit im Waldklimaschutz: Ausbildungsbeiträge, Investitionen in Schutzwälder und Projektfinanzierungen.
Diese Massnahmen gefährden laufende und geplante Projekte von Waldklimaschutz Schweiz, schwächen das Know-how in der Forstpraxis und untergraben die Rolle des Waldes im nationalen Klimaschutz.
Jetzt ist Ihre Stimme gefragt!
Bringen Sie sich in die öffentliche Vernehmlassung ein und sprechen Sie sich gegen die Kürzungen aus. Jede Stellungnahme zählt.
👉 Alle Infos, Textvorlagen und den Link zur Vernehmlassung finden Sie auf unserer Landingpage.
Frist zur Eingabe: 03.05.2025
Gemeinsam setzen wir ein Zeichen – für den Wald, das Klima und die Zukunft.
Wald-Klimaschutz Schweiz in den Medien
Wir berichten regelmässig in Fachzeitschriften, auf Plattformen von Partnern und auf LinkedIn und anderen Kanälen, um unsere Projekte und deren Leistung für den Erhalt der Schweizer Wälder, ins Bewusstsein zu rücken. Wir informieren hier regelmässsig über die neusten Publikationen.
Handelskammer Beider Basel, NEWSLETTER Feb. 2025: Heimischen Wald erhalten, globales Klima schützen
Bündner Wald, Dezember 2024:Schweizer Wald – der Schlüssel zur CO2-Senke Bündner_Wald_2024
Montagna, 8/9-2024: Wälder und Klimawandel.. Die multifunktionale Rolle der Bergwälder: Ein Weg zu Netto-Null bis 2050 Montagna 8/9-2024
Einführung eines Co-Präsidiums
Der Vorstand von Wald-Klimaschutz Schweiz hat beschlossen, ein Co-Präsidium einzuführen. Ab sofort werden Frank Ehrsam (bisher Präsident) und Mark Hunninghaus (bisher Vizepräsident) gemeinsam das Präsidium leiten. Das Co-Präsidium ermöglicht eine effizientere Aufteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten sowie eine stärkere Präsenz in Gremien, Verbänden und Vereinen. Dadurch kann der Verein Wald-Klimaschutz Schweiz seine Interessen gezielt und wirkungsvoll vertreten und nach aussen noch sichtbarer auftreten. Diese neue Struktur stellt sicher, dass der Verein flexibel und nachhaltig auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen reagieren kann.
Bildegende: Frank Ehrsam (li.), Mark Hunninghaus (re.), 1. April 2025
WEF Forest Lunch – Nachhaltigkeit erleben in Davos
Beim WEF 2025 wurde Nachhaltigkeit greifbar! Der WEF Forest Lunch bot eine einzigartige Kombination aus Wissensaustausch und Naturerlebnis. Beim geführten Waldspaziergang lernten die Teilnehmenden von Expert:innen über Biodiversität, CO₂-Speicherung und nachhaltige Forstwirtschaft. 🌿🌍
Neben wertvollen Networking-Möglichkeiten mit Gleichgesinnten stand das gemeinsame Essen inmitten der Natur im Fokus – ein vegetarisch-veganes Menü inspiriert vom Wald.
Mit Treely & Wald-Klimaschutz Schweiz (Verein) & futur/io Institute wurde deutlich: Klimaschutz beginnt im Wald! 💚🌱, 30. Januar 2025
Neue Vorständin im Verein Wald-Klimaschutz Schweiz
Wir begrüssen unsere neue Vorständin Nina Gansner recht herzlich! Nina Gansner wurde an der Vereinsversammlung vom 23. Oktober 2024 einstimmig und mit grossem Applaus zur Vorständin gewählt. Sie ergänzt den bisherigen, fünfköpfigen Vorstand perfekt.
Mit ihrem Hintergrund als dipl. Forsting. ETH und ihrem politischen Engagement, kann sie auf einen grossen Fundus und Wissensstand rund um die Thematik Forstwirtschaft zurückgreifen. Sie arbeitet seit 2019 in der Redaktion der Fachzeitschrift „Schweizer Jäger“ und ist seit 2022 Grossrätin GR, für den Kreis Seewis, für die Partei die Mitte GR.
Als Präsidentin PLD (Prättigau/Landschaft Davos Forst GmbH) und deren Wald-Klimaschutz Projekt, ist sie dem Verein Wald-Klimaschutz Schweiz seit 2022 verbunden.
Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit Nina Gansner. 23. Oktober 2024
SRF Bericht vom 06.10.2024
Stellungnahme des Vereins Wald Klimaschutz Schweiz zur Sendung “Vraiment” vom 20. August 2024 des RTS
Der Verein Wald Klimaschutz Schweiz hat in Zusammenarbeit mit unserem Partner myclimate an der Erarbeitung der Stellungnahme zur aktuellen Berichterstattung von Radio Télévision Suisse (RTS) und Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) mitgewirkt. Wir verzichten auf eine separate Stellungnahme und verweisen auf die von MyClimate veröffentlichte Erklärung, die unsere gemeinsamen Ansichten und Ziele im Klimaschutz widerspiegelt.
Hier geht es zur Stellungnahme: https://www.myclimate.org/de-ch/informieren/news-presse/news/newsdetail/stellungnahme-myclimate-zum-beitrag-des-radio-television-suisse-rts-und-schweizer-radio-und-fernsehen-srf/
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Statements
“Ich bin überzeugt, dass wir mit den Wald-Klimaschutz Projekten CO2 langfristig und sinnvoll binden können.”
